Neuer Verein fokussiert die Belange der Trinkwasserhygiene

  • Im November 2011 ist die die novellierte Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Kraft getreten und hat mit der Überwachungspflicht gewerblicher Trinkwasser-Installationen und dem Zwang zur Gefährdungsanalyse bei Überschreiten des technischen Maßnahmewerts Vermieter aufgeschreckt, Behörden aufgeweckt und letztlich auch die Öffentlichkeit für das wichtige Thema Gesundheitsschutz sensibilisiert. Die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch und der Schutz der Gesundheit der Nutzer stellen seither eine Schwerpunkt bei der Planung, der Installation und auch beim Betrieb von technischen Gebäudeausrüstungen dar.

    Die meisten Unternehmer oder sonstigen Inhaber von Trinkwasser-Installationen sind jedoch technische Laien und kennen die vielfältigen Anforderungen der diversen technischen Regelwerke nicht und auch Planer oder Installateure verfügen mitunter nur in Teilbereichen über entsprechendes Fachwissen, weil der Themenbereich der Trinkwasserhygiene vor der ersten Novellierung der TrinkwV, beispielsweise gegenüber der Energieeinsparung, weniger populär war. Eine Vielzahl an technischen Regelwerken unterschiedlicher Vereine und Verbände, mit komplexen und sich teils widersprechenden Inhalten, sowie die Bemühungen industrieller Hersteller um ständige Innovation durch Einführung immer neuer Sonderbauteile und Systeme, lassen eine Trinkwasser-Installation heute vielfach schwer überschaubar erscheinen. Hinzu kommt, dass durch fortschreitende Forschung und Erfahrung viele Praktiken und Installationsweisen vergangener Jahrzehnte, die noch immer in vielen Bestandsgebäuden zu finden sind, heute rückblickend als risikobehaftet betrachtet werden müssen und eine Sanierung der Installationen erfordern.

    In diesem Spannungsfeld, das oftmals nicht mehr den Menschen und dessen Gesundheit im Fokus hat, sondern eher Haftungs- und Vertriebsfragen, entsteht zudem der Nährboden für einen neuen „Goldrausch“, beim dem selbsternannte „Experten“ und zweifelhafte „Legionellen-Sanierer“ ohne ausreichende Sachkunde ihr Auskommen über Dienstleistungen, unzureichende Gefährdungsanalysen oder Produkte finden, deren Verwendung selten den technischen Regeln entsprechen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass es nicht nur bei der Erstellung von Gefährdungsanalysen, sondern auch bei den entsprechend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu technischen und gesundheitlichen Problemen kommen kann, wenn die entsprechende Kompetenz von Sachverständigen und Fachleuten hierzu fehlt.

    Der jüngst gegründete „Deutsche Verein der qualifizierten Sachverständigen für Trinkwasserhygiene - DVQST e.V.“ hat sich daher u.a. zum Ziel gesetzt, die Einhaltung der Hygiene in Trinkwasser-Installationen zu fördern und zu verbessern. Der DVQST e.V. will vorrangig den Zweck der Hygiene in Trinkwasser-Installationen vertreten, stärken und durchsetzen und soll dem Verbraucherschutz dienen. Der Verein ist selbstlos und allein im öffentlichen Interesse tätig, mit dem Zweck die Aufklärung von Verbrauchern und Fachleuten durch Publikationen in den sozialen Medien und der Fachpresse, Regelwerks- und Interpretationslücken hinsichtlich der hygienisch/technischen Anforderungen durch fachliche Stellungnahmen, Klarstellungen und Kommentierungen zu Regelwerken, Regelwerksentwürfen oder spezifischen Fragestellungen zu schließen sowie eine Verbreitung der Regelwerksanforderungen und eine Erhöhung der Akzeptanz bei allen an Planung, Bau, Betrieb und Überwachung von Trinkwasser-Installationen Beteiligten durch Fort- und Weiterbildungen sowie Vorträge zu erreichen.

    Der Verein bezweckt zudem die Bildung von Synergien mit Politik, Justiz, Verwaltung, Kammern sowie Berufsverbänden und Vereinigungen zur unmittelbaren oder mittelbaren Mitwirkung sowohl in der allgemeinen und fachlichen Gesetzgebung (z.B. BMG, UBA, TWK) als auch die aktive Begleitung und Mitgestaltung der Regelsetzungsverfahren gemeinsam mit den wesentlichen Verbänden und Vereinen (VDI, DIN, DVGW u.a.), um eine Vereinheitlichung von Regelwerksanforderungen zu erreichen.

    Um gerichtliche oder außergerichtliche Streitigkeiten zu vermeiden, wird der Verein zukünftig auch als sachverständige Stelle für spezifische Fragestellungen zur Interpretation der Anforderungen gem. den einschlägigen Regelwerken im Bereich der Trinkwasserhygiene für Behörden, Untersuchungsstellen, Gerichte, Planer, Ausführende, Betreiber und Nutzer in der Funktion als außergerichtliche Schieds- und Schlichtungsstelle zur Verfügung zu stehen.

    Der DVQST e.V. ist entsprechend ein Zusammenschluss von unabhängigen und nachweislich qualifizierten Fachleuten auf dem Gebiet der Trinkwasser-Installation und -Hygiene. Die qualifizierten Sachverständigen für Trinkwasserhygiene sind hygienisch-technisch kompetente, auf die Hygiene in Trinkwasser-Installationen spezialisierte Fachleute, die die gesetzlichen Vorgaben und Regelwerke in der praktischen Umsetzung zu vertreten und argumentativ zu belegen haben. Bei gerichtlichen oder außergerichtlichen Fragestellungen obliegt Ihnen gewöhnlich die Deutungs- und Interpretationshoheit der Anforderungen zur Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik.

    Die ordentlichen Mitglieder des Vereins sind qualifizierte Sachverständige für Trinkwasserhygiene mit nachgewiesener Kompetenz z.B. durch eine öffentliche Bestellung und Vereidigung als Sachverständiger für Trinkwasserhygiene im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk oder durch eine Zertifizierung als Sachverständiger für Trinkwasserhygiene nach VDI/BTGA/ZVSHK 6023 Blatt 2. Versierte Fachleute, die über entsprechende Nachweise der besonderen Sachkunde und Qualifikation verfügen, können zudem als Sachverständige anerkannt werden. Ordentliche Mitglieder müssen über einschlägige Erfahrungen auf dem Gebiet der Trinkwasserhygiene verfügen und müssen unabhängig sein, d.h. sie können nicht als Vertreter juristischer Personen, Vereinigungen oder Unternehmen Mitglied sein und dürfen keine Interessen Dritter vertreten.

    Angehende Sachverständige, Betreiber, Planer, Installateure sowie Behörden- und Labormitarbeiter und alle anderen Interessierten, welche die Ziele des Vereins unterstützen wollen, sind als fördernde Mitglieder herzlich willkommen und profitieren von den vielen Angeboten des DVQST.

    So ist geplant, ein umfangreiches Wissensforum anzubieten, es wird Fort- und Weiterbildungsangebote für alle im Bereich der Trinkwasserhygiene Beteiligten geben und auch in Fragestellungen von Regelwerksauslegung, Streitfragen oder der Vermittlung qualifizierter Gutachter steht der Verein zur Verfügung.

    Der konstruktive und fachliche Austausch der Mitglieder untereinander sowie die zeitnahe Information über Neuerungen und Änderungen im Bereich der Regelwerke und Anforderungen ist ein weiterer zentraler Punkt der Vereinsarbeit, um den Mitgliedern eine Wissen- und Erfahrungsbasis im Netzwerk des Vereins zu bieten.

    Mittelfristig sollen außerdem weitere grundlegende berufliche Standards (Qualitätssicherung) für Sachverständige für Trinkwasserhygiene im Sinne eines Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramms erarbeitet werden.